In ihrer abstrakten Malerei und ihren großformatigen Installationen setzt sich Manuela Karin Knaut mit der komplexen Beziehung zwischen Identität, Erinnerung und Transformation auseinander und lässt sich dabei von Menschen und dem alltäglichen Leben inspirieren. Ihre Arbeiten sind vielschichtig und beziehen häufig verschiedenste Techniken und gefundene Objekte ein.
In der diesjährigen Werkstattwoche Lüben verbindet sie ihre malerischen Ansätze mit installativen Elementen und verleiht dadurch ihren Werken eine physische Präsenz. Durch ein Spiel mit Räumlichkeit und Taktilität wird die Wahrnehmung der Betrachtenden erweitert und herausgefordert.
Carla Wiggering—Kuratorin
Ortsbezogene Installation
Fotos: Vincent Grahn
Ortsbezogene Installationen sind ein zentraler Bestandteil meiner künstlerischen Praxis. In meiner Arbeit suche ich bewusst den Dialog mit räumlichen Gegebenheiten, mit atmosphärischen Spuren und den Geschichten eines Ortes. Für die Werkstattwoche Lüben habe ich mich intensiv mit der besonderen Situation einer momentan ungenutzten Scheune auseinandergesetzt – einem Raum voller abgestellter alter Gerätschaften, Bauelemente und vergangener Nutzungen.
Erstmals habe ich eine solche ortsbezogene Installation in einem landwirtschaftlich geprägten, ländlichen Raum realisiert – ein Kontext, der neue Herausforderungen stellte und zugleich neue gestalterische Möglichkeiten eröffnete. Die Auseinandersetzung mit dem Ort, Materialien, aber vor allem auch der Diskurs und das Gespräch mit den Menschen, die in Verbindung zu dieser Scheune stehen, hat meine Arbeit ebenfalls beeinflusst. Vor Ort gefundene, längst vergessene Materialien, strukturelle Details und situative Impulse wurden aufgegriffen, verfremdet, kombiniert und neu kontextualisiert. Dadurch ist ein vielschichtiges Werk entstanden, das sich nicht nur in den Raum einfügt, sondern ihn aktiviert – visuell, gedanklich und atmosphärisch.
Zentrales Motiv meiner Arbeit ist die Frage: »Wo würdest du hingehen, wenn du überall hingehen könntest?« Diese offen formulierte Frage durchzieht diese Installation wie ein gedanklicher Resonanzraum. Sie regt dazu an, eigene Wege und Entscheidungen zu hinterfragen, Zwischenräume bewusst wahrzunehmen – und sich womöglich gedanklich auf eine Reise zu begeben. Teil der Installation sind auch großformatige Leinwandelemente, noch frei hängend und nicht auf Keilrahmen gespannt, die für sich genommen autonome Arbeiten darstellen. Im Kontext dieser Arbeit jedoch sind sie Teil eines erweiterten Bildraums: Sie stehen nicht für sich allein, sondern treten in Beziehung zu Raum, Fragmenten, Objekten und Setzungen.
Dadurch entsteht ein offenes, installatives Gefüge zwischen Malerei und Raumintervention, wie ich es bislang noch nicht realisiert habe. Ein Novum für Lüben. Charakteristisch für meine Arbeit ist zudem der Einsatz von Schriftelementen – handschriftliche Fragmente, gestempelte Texte, graffitiartige Zeichen, kleine Nachrichten, Notizen. Diese tauchen auch hier auf und verweben Sprache mit Geste, Inhalt mit Form. Schrift ist dabei nicht bloß Mitteilung, sondern visuelle Präsenz, rhythmisches Element, Teil der Komposition – manchmal poetisch, manchmal direkt, manchmal mit einem Augenzwinkern.
Diese Arbeit versteht sich als Einladung: zur Wahrnehmung, zum Nachdenken,
zum Schmunzeln – aber auch zum Sich-Verlieren in Details, Texturen und Bedeutungsräumen.
Manuela Karin Knaut
Petra Lossen - Wie tickt die Kunstszene? mit Manuela Karin Knaut
2023 Connected Minds Zen House Gallery, Kyoto, Japan
2023 Cherry on the Cake A Horse With No Name Gallery, Oostende, Belgien
2022 Storyteller Nassau 42 Gallery, Antwerpen, Belgien
2021 Playground Paul Stewart Gallery, Paris, Frankreich
2017 Displacement Eloff Street Studios, Johannesburg, Südafrika
2023 Color Explosion / international group exhibition Lift Gallery, Rhiadh, Saudi Arabien
2022 BEYOND / international group exhibition Henan Art Museum, China
2021 Kind of magic Museum für Photographie, Braunschweig
2019 Come on Baby, light my fire / international group exhibition Valerius Gallery, Luxemburg
2014 Biennale d’art contemporain Cachan, Frankreich
1970 geboren in Bad Hersfeld (Deutschland)
Ihren Master in Bildender Kunst hat Manuela Karin Knaut 2018 in Johannesburg, Südafrika, gemacht und ist Mitglied zahlreicher Verbände Kunstschaffender. Ihre Werke zeigte sie in vielen internationalen Ausstellungen. Den regionalen Bezug zu Lüben hat sie durch ihren Wohnort Braunschweig. In ihren Arbeiten interessiert sich Manuela für die Verbindung von Malerei und Installation und möchte sich damit in Lüben vertiefend auseinandersetzen. Thematisch beschäftigt sie sich mit dem Gegensatz zwischen dem Persönlichen und dem Kollektiv, wofür ein Dorf wie Lüben sicherlich spannende Ausgangspunkte liefert.
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